Untertage-Marathon
oder: Was machen Radsportler, wenn es stürmt und regnet?
Gedämpfte Stille. Gelegentliches Trippeln einzelner Läufer durch die Dunkelheit des Stollens
(Läufer, ick hör dir trapsen!).
Salzkristalle, beleuchtet von der Stirnlampe, tanzen lustig in der stickigen Luft. Hier unten,
700 Meter unter der Erde, herrschen auch im Winter Temperaturen knapp unterhalb der 30 °C.
Der Verein Impuls Erfurt e.V. veranstaltete am Samstag (16.11.2013)
den „12. Untertage-Sparkassen-Marathon“ im Brügman-Schacht in Sondershausen.
Der 3,47 Kilometer lange Rundkurs muss über 12 Mal bewältigt werden. Dabei wurde eine
Höhendifferenz von über 1000 Höhenmetern erreicht. Zu all diesen Erschwernissen kamen
noch die strikte Helmpflicht und eine Luftfeuchtigkeit von unter 30%.
Wer hier startete, der ist nicht auf der Jagd nach der persönlichen Marathon-Bestzeit.
Erststarter, so wie ich, zweifeln bei den Randbedingungen eher an der Machbarkeit
dieses Projekts und sind froh über einen Zieleinlauf. Der Marathon gilt als einer der
schwersten Läufe in Europa. Für die Vorbereitung hatte ich gerade einmal 1 ½ Monate Zeit
(beginnend von Null Kilometer Laufkondition). Somit war klar, dass bei diesem Lauf
wahrscheinlich die schlechteste von mir jemals gelaufene Marathon-Zeit herauskommen würde.
Wie bereitet man sich auf ein solches Event vor? Laufbänder im Fitness-Center mit
15% Steigung und der Müllberg bei Nacht mit Helm und Stirnlampe auf dem Kopf sorgten
für die besten Realbedingungen. Gewichtsreduzierung und ein leichter Marathon
als Vorbereitung sollten dann genügen.
Ärzte raten reihenweise von dieser Veranstaltung ab. Alleine der Temperaturunterschied
von fast 10°C pro Runde (Schachteingang zur tiefsten Stelle), die ewigen Steigungen und
Gefälle sowie die teilweise unzureichende Belüftung belasten. Doch wer sich hier anmeldet,
der weiß was er macht und hat genügend Erfahrungen im Ausdauersport gesammelt.
Trinken, trinken und nochmals trinken. Runde um Runde pumpte ich Flüssigkeit in mich
hinein (0,5 bis 1 Liter pro Runde). Dafür sorgte der Verein mit zwei optimal eingerichteten
Versorgungsstationen. Die ersten Runden waren noch witzig. Ich dachte: Toller und
interessanter Lauf! Nach 21 Kilometer „horchte“ ich in mich hinein.
Alles klar! Ab Kilometer 30 quälte ich mich dann die Berge rauf. Kilometer 38: „Boah, 4 Kilometer noch!“.
Dann: Zieleinlauf!!! Wenn ich mich jetzt hinsetzen würde, dann käme ich nicht wieder hoch!
Eine besondere Herausforderung war jede Runde ein starkes, ca. 200 Meter langes Gefälle.
Um die glatten Salzplattenim Untergrund griffig zu machen, hatte man zentimeterhoch loses
Salz gestreut. Dieses Salz wurde von den Läufern aufgewirbelt, sodass man teilweise keine
20 Meter durch den Salzstaub sehen konnte (und Hustenreize).
Man muss diesen Lauf erlebt habe. Eine Herausforderung für Geist und Körper.
Aber man kann ihn schaffen, den Untertage-Sparkassen-Marathon!
Eigene Einschätzung: die größten Herausforderungen sind nicht die Hitze,
die schlechte Luft oder die Dunkelheit, sondern die andauernden Steigungen und Gefälle.
Tolle Idee. Ich wünsch dem Verein Impuls Erfurt e.V.
weiterhin Erfolg und vielen Dank für diese interessante Veranstaltung.
Bis zum nächsten Mal.
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Andreas Broschinski Emder LG |
Video: http://www.youtube.com/watch?v=AVpu8pKylj0&feature=youtu.be
Ergebnis:
Gesamtplatz: 99
Platz Alterskategorie: 26
Zeit: 04:42:45
Geschwindigkeit: 8,95 km/h
Andreas Broschinski Emder LG
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